Çarşamba, Temmuz 26, 2006

»Parlamentarische Ebene ist nicht allein entscheidend«

Parlamentarische Ebene ist nicht allein entscheidend

Massen müssen Widerstand gegen den Krieg leisten. Ein Gespräch mit Christos Katsotis
Heike Schrader, Athen

Christos Katsotis ist Funktionär der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) und war mit einer Delegation im Westjordanland
Zur Zeit reden alle über die Bombardierungen im Libanon. Über Palästina hört man kaum etwas. Wie ist dort die Situation?Die Brutalität Israels gegenüber Palästina dauert an. Wir wollten ursprünglich in den Gazastreifen reisen. Aber unsere palästinensischen Freunde rieten uns dringend davon ab, da sie für unsere Sicherheit nicht garantieren konnten. Wir sind dann in das Westjordanland nach Ramallah gefahren und haben Gespräche mit verschiedenen palästinensischen Parteien, darunter der Palästinensischen Volkspartei, mit Anhängern Arafats, Gewerkschaften, Friedensgruppen und mit Vertretern der Kommunistischen Partei Israels geführt. Selbstverständlich haben wir uns auch mit der palästinensischen Regierung, also mit Vertretern der Hamas, getroffen.
Was wurde Ihnen berichtet?Sie alle haben uns über die Situation in Palästina informiert. 350 Millionen Euro, die der Autonomiebehörde zustehen, werden von der EU nach dem Wahlsieg der Hamas nicht ausgezahlt. 73 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos. Die öffentlichen Angestellten warten seit fünf bis sechs Monaten auf die Auszahlung ihrer Löhne. Überall herrschen Hunger und Armut. Das Volk lebt unter unglaublich harten Bedingungen, jeden Tag sterben Menschen an den Folgen der internationalen Isolation. Das hat soweit geführt, daß die Hisbollah in den Augen der Menschen eine Art Erlöser darstellt. Sie wünschen sich einen Sieg der Hisbollah über Israel.
Welche Informationen konnten Sie über die Situation im Gaza­streifen sammeln?Dort ist die Lage noch dramatischer. Der Gazastreifen ist vollständig von israelischen Truppen abgeriegelt, niemand kommt rein oder raus. Trotzdem haben die Menschen vereinzelt Wege gefunden, sich über die Situation beispielsweise ihrer Angehörigen zu informieren. Die Infrastruktur im Gazastreifen ist vollständig zerstört. Die Elektrizitätswerke gesprengt, die Wasserversorgung unterbrochen. Solche Einrichtungen sind lebenswichtig für die Zivilbevölkerung, doch das hat Israel nicht davon abgehalten, sie zu zerstören.
Im Libanon leistet die Hisbollah militärischen Widerstand gegen die israelische Aggression. Über welche Kräfte verfügt der Widerstand in Palästina?Es gibt bewaffnete Gruppen vor allem der Hamas, aber auch anderer palästinensischer Organisationen, die Widerstand leisten. Diese verfügen aber nicht ansatzweise über eine Bewaffnung wie die Hisbollah, ganz zu schweigen von der Militärkapazität Israels. Der Widerstand erschöpft sich in Guerillaaktivitäten mit minimaler militärischer Ausrüstung. Dementsprechend kann den Bombardements kein effizienter Widerstand entgegensetzt werden.

Nach veröffentlichten Meinungsumfragen unterstützen 86 Prozent der Menschen in Israel die Aggression ihres Staates gegenüber den Palästinensern und Libanesen. War das auch Ihr Eindruck? Die israelischen Zeitungen schreiben, daß die Bevölkerung die Angriffe der Regierung gutheißt. Von unseren Gesprächspartnern von der KP Israel haben wir dagegen die Information, daß die Zahl derjenigen zunimmt, die sich gegen den Krieg Israels stellen und sich mit dem palästinensischen und dem libanesischen Volk solidarisieren. Das zeigt sich auch in teilnehmerstarken Antikriegsdemonstrationen. Die Kommunistische Partei Griechenlands steht dem Einsatz von UN-Truppen äußerst skeptisch gegenüber. Worin sehen Sie die Lösung?Sie liegt bei den Völkern selbst. Wenn sie sich in Massen widersetzen, sich von Sofas und Fernsehsesseln erheben und auf die Straßen strömen, werden sich die Dinge ändern. Die KKE organisiert seit Beginn der israelischen Aggression Demonstrationen gegen den Krieg. Auch auf internationaler Ebene wurden entsprechende außerparlamentarische Initiativen ergriffen. Die KKE ist zwar im griechischen und im Europa-Parlament vertreten und setzt sich auch dort für Frieden ein. Aber diese Ebene ist nicht entscheidend. Heute kommt es darauf an, daß die Völker überall auf der Welt ihre Schlußfolgerungen aus den Haltungen und Handlungen ihrer Regierungen ziehen, um das Machtgefüge entscheidend und zu ihren Gunsten zu verschieben.

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