Konditionierte Unabhängigkeit für das Kosovo? Die ehemaligen UCK-Terroristen wollen sich damit nicht begnügen
http://www.jungewelt.de/2007/01-29/036.php
Von Jürgen Elsässer
Die Vorschläge des UN-Chefunterhändlers Martti Ahtisaari vom vergangenen Freitag, dem Kosovo lediglich eine konditionierte Unabhängigkeit zuzugestehen, stießen auf scharfen Protest der ehemaligen Kämpfer der Untergrundbewegung UCK. Die früheren Terroristen dominieren heute die bestimmenden politischen Kräfte im Kosovo, nämlich die Demokratische Partei (PDK) und die Allianz für die Zukunft (AAK). Diese stellen seit Kriegsende 1999 in wechselnden Kombinationen mit der Demokratischen Liga (LDK) des verstorbenen Ibrahim Rugova die Provinzregierung in Pristina. Nicht nur die Serben, sondern auch die Besatzungstruppen KFOR fürchten, daß die nur formal aufgelöste UCK nun wieder aktiv wird. Wie berechtigt die Besorgnis ist, zeigte die letzte koordinierte Pogromwelle am 17./18. März 2004, die von den genannten Parteien orchestriert wurde. In einem auswertenden Bericht des Belgrader Verteidigungsministeriums heißt es: »Personen aus der kosovo-albanischen Führung initiierten die Vorbereitung, Planung und Durchführung des Pogroms ... Eine Fraktion, geführt von Hashim Thaci (Parlamentsabgeordneter, Führer der PDK und früherer politischer Direktor der UCK ...) und Ramush Haradinaj (ebenfalls Parlamentarier, Führer der AAK und früherer Feldkommandant der UCK ...) ... drohte damit, ihre Anhänger zu mobilisieren und im Kosovo ›Feuer zu legen‹. Im weiteren trafen sich Thaci und Haradinaj mit den Anführern der Albanischen Nationalarmee (ANA – Nachfolgeorganisation der UCK, Anm. jW) ... Auf diesem Treffen kamen sie zu dem Entschluß, daß die Zeit reif sei für die Austreibung aller Serben ... Die Koordinierung des Pogroms fand im Krisenzentrum des Kosovo-Schutzkorps (KPC) statt ... Es wird von Agim Ceku geführt ...« Ceku ist seit Februar 2006 Premierminister des Kosovo.Neben dem politischen Establishment um Ceku und Thaci, das die Unabhängigkeit Kosovos schrittweise durchsetzen will, hat sich eine maximalistische Opposition gebildet. Ihr intellektueller Kopf ist Adem Demaci, ein lebendes Denkmal für die Separatisten. Er war bis Februar 1999 politischer Direktor der UCK, mußte dann aber auf US-Druck den Posten an Thaci abgeben. Die Differenz zwischen beiden war damals fast dieselbe wie heute: Demaci war so dogmatisch, daß er am Vorabend des NATO-Krieges gegen Jugoslawien den Rambouillet-Vertrag nicht unterschreiben wollte, weil in diesem Kosovo nicht die sofortige Unabhängigkeit zugesagt wurde. Thaci war cleverer; er wußte, daß die UCK ohne NATO-Luftangriffe die Serben nicht besiegen konnte und man dafür erst mal ratifizieren mußte. Im Sommer 2005 drohte Demaci mit einem albanischen Aufstand im Kosovo: »Die Gewalt wird solche Ausmaße haben, daß man den 17. März 2004 vergessen kann (...) Die einzige Garantie, um weiteres Blutvergießen im Kosovo zu vermeiden, ist die Gewährung der Unabhängigkeit.«Während der betagte Demaci wohl nur noch ein Schreibtischtäter ist, haben seine jugendlichen Anhänger eine Bewegung organisiert: Vetevendosje, zu deutsch Selbstbestimmung. Die Bewegung hat angeblich 7000 Mitglieder und kritisiert die Regierung in Pristina von rechts: Die früheren UCK-Terroristen seien als Politiker zu nachgiebig gegenüber den Serben. Statt mit Belgrad über den Endstatus des Kosovo zu verhandeln, sollte einseitig die Unabhängigkeit deklariert werden. In einem solchen Staat dürfe es für die Serben keine lokalen Selbstverwaltungsrechte und auch keine Schutzzonen um die orthodoxen Klöster geben. Kopf der Gruppe ist Albin Kurti, 1997/98 persönlicher Sekretär des damaligen UCK-Chefs Demaci. »Diese Organisation bläst nun im Kosovo zum letzten Gefecht für einen völlig souveränen und serbenfreien Albanerstaat. Es gibt bereits Evakuierungspläne für 70000 noch im Kosovo lebende Serben. Fernziel für Kurti und seine Mitstreiter ist die Ausdehnung Albaniens weit in die Territorien seiner Nachbarländer hinein und die Bildung eines ethnisch reinen Groß-Albanien«, schreibt Wolf Oschlies, bis 2003 Mitarbeiter des Bundesinstituts für Ostwissenschaftliche und Internationale Studien, eines regierungsnahen Think Tanks.Im Jahr 2006 fanden die Aktivitäten der Gruppe Vetevendosje steigenden Zulauf: Demonstrationen vor serbischen Heiligtümern, Blockadeversuche gegen die Wagenkolonne des serbischen Premiers Vojislav Kostunica und schließlich eine Demonstration zum »Nationalfeiertag« Ende November, zu dem Vetevendosje »Zehntausende junger Menschen« mobilisieren konnte. Fast immer mit dabei: Avdyl Mushkolaj, Führer der Organisation der UCK-Veteranen und einer der Drahtzieher des Pogroms vom März 2004.
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Pazar, Ocak 28, 2007
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